Die Rennstrecke von Calafat ist ein kleiner Kurs von 3'250 m, der etwas südlich von Taragona am Meer gelegen ist. Er wird wegen seinen sich folgenden Kurvenkombinationen (22 Kurven!) geschätzt und wird als technisch anspruchsvoll bezeichnet. Hohe Geschwindigkeiten sind fast nicht möglich, hingegen verlangt er körperlich sehr viel von jedem Fahrer.
Kaum angekommen, werden uns die Test-Motorräder vorübergehend weggenommen um sie mit den Pirelli Diablo Supercorsa und den dazugehörenden Heizdecken auszurüsten.
Nach dem Verschlingen eines Salates und eines Steaks vom Grill sind wir bereit die Strecke zu erobern. Die Proteine und die Kalorien werden wir noch benötigen! Wir besteigen unsere Esel und folgen unserem Führer, der uns die Strecke zeigen wird. Eine kurze Gerade, die einem kaum Zeit lässt in den fünften Gang zu schalten und auf 230 km/h zu beschleunigen, wird gefolgt von Haarnadelkurven, wiederum anderen die offener sind und von schnellen Wechselkombinationen. Es hat für jeden Geschmack etwas, vor Allem kann sich die Speed Triple R auf jede Art beweisen.
Nach wenigen Runden habe ich mir die Streckenführung eingeprägt, hingegen brauche ich mehr Zeit um die beste Linienwahl zu finden.
Die Speed Triple R zeigt sich als gute Kumpanin und ist von einer zur anderen Kurve leicht zu führen. In den Kurvenlagen und bei verformtem Asphalt schätze ich die Qualität der montierten Öhlins Federung.
Bei schnellen Kurvenkombinationen hingegen wird die ausgezeichnete Stabilität zu Lasten der Lebhaftigkeit zum Handikap. Ich will nicht behaupten, dass sie nicht handlich ist, es baucht eine harte Hand um sie über die letzten Hürden zu zwingen. Sie erweist sich als effizient, sofern sie energisch geführt wird.
Geschwindigkeits-Fanatiker werden beim Nachlesen im Datenblatt enttäuscht sein. Aber täusche Dich nicht, die 140PS, unterstützt von einem großzügigen Drehmoment des Dreizylinders, sind gut aufgestellt und beschleunigen die Speed Triple R zu genüge. Mehr ist einfach nicht nötig. Die Geräuschkulisse, die ergonomische Sitzposition und der Fahrkomfort vervollständigen die positiven Punkte. Hingegen würde man sich gerne, vor Allem auf der Rennstrecke, eines Quickshifters bedienen.
Die eingebaute Technologie ist für die Sicherheit von grösster Bedeutung. Die auf der Rennstrecke verbrachte Zeit hat mir gezeigt, wie die Antriebskontrolle und das ABS – gemäß der gewählten Einstellung – funktionieren. Ich kann ohne Bedenken bei jeder Kurvenausfahrt so viel beschleunigen wie ich will, ohne mich um die Bodenhaftung zu kümmern. Die Antriebskontrolle greift unauffällig und effektiv in die Abläufe ein. Auch beim Bremsen kann ich ohne Rücksicht auf Verluste hineingreifen. Ich verliere in keinem Moment die Kontrolle über das Vorderrad. Immer an der Grenze zum Abheben weiss ich, dass die Elektronik alles zu meinem Besten verwaltet.
Die Speed Triple R ist auf dem Rundkurs ein leicht zu fahrendes Motorrad, ausgerüstet mit einem linearen Motor, einem gut eingestellten auf Stabilität und Lebhaftigkeit getrimmten Fahrwerk, einem kräftigen und leicht dosierbaren Bremssystem. Am Lenker kann ich mich, mit wenigen Ausnahmen, auf die Ideallinie und mein fahrerisches Können konzentrieren.
Die Triumph Speed Triple R, Jahrgang 2016, kann nicht wirklich als Neuerscheinung angepriesen werden. Es handelt sich um eine ernsthafte Nachbesserung eines bestehenden Erfolgsmodels. Ohne Zurückhaltung kann ich sagen: Die Entwickler aus Hinckley haben den perfekten Kompromiss zwischen Sportlichkeit, Komfort, Vermächtnis, Moderne und Noblesse gefunden.
Sein „Bad-Boy Look“ in Turnschuhen, Anzug und Krawatte ist einzigartig. Was meinst Du?