
Der Australier Jack Findlay fuhr auf der legendären Isle of Man ins Ziel und gewann die Tourist Trophy 1973, womit er Michelin den ersten Grand-Prix-Sieg in 36 Jahren Erfahrung in der Weltmeisterschaft. Nach einem kurzen Abschied 2008 kehrte Michelin ab 2016 wieder in neuem Stil in die Königsklasse zurück.
Die ikonische französische Reifenfirma schlägt in der Weltmeisterschaft als alleiniger Reifenlieferant der MotoGP™ ein neues Kapitel auf; sie werden 2016 auch Titelsponsor für den Michelin Australian Motorcycle Grand Prix.
Die Firma, die in Clermont Ferrand sitzt, hat hinter den Kulissen seit ihrer Auszeit 2008 weitergearbeitet und besonders 2015, als sie bereits nach und nach wieder an die vorderste Front der Motorrad-Weltmeisterschaft zurückzukamen.
In den letzten Jahren mussten viele Schritte gegangen werden, um das Produkt Michelin wieder anzubieten, inklusive das Liefern und Testen von Fahrern in der FIM CEV Repsol und der World Endurance Championship. Michelins Präsenz in derartigen Serien diente als Test, um eine Richtung herauszufinden, der es zu folgen gilt. Die Reifen in konkurrenzfähigen Serien einzusetzen, hat die Reifen ebenso ans Limit gebracht, was ein besseres Verständnis der Leistung und Grenzen lieferte.
Michelin wollte die Konkurrenzfähigkeit schon immer in allen Serien beibehalten, in denen sie teilnehmen. 2015 und 2016 wird die Superbike Klasse der FIM CEV Repsol weiterhin eine Spezifikation eines sehr ähnlichen Reifen zu denen, die in der MotoGP™ World Championship genutzt werden, fahren.
Auf technischer Seite sind die Hauptunterscheide zwischen den Michelin-Reifen und ihren Vorgängern in der Königsklasse sind ein Wechsel von 16,5 auf 17 Zoll, dazu gibt es Intermediate Reifen und eine andere Zuteilung an einem Wochenende.
Die Änderung der Größe, die Dimensionen der Reifen haben sich auch verändert; das wiederum verändert auch die Kontaktstelle. Die Kontaktstelle ist der Bereich, wo der Reifen auf die Oberfläche der Strecke aufsetzen; eine kleine Kontaktstelle führt zu weniger Grip, weniger Neigung und noch wichtiger weniger Tempo. Glücklicherweise konnte Michelin eine größere Kontaktstelle herstellen, was Bradley Smith öffentlich lobte, nachdem er den finalen Reifen auf Phillip Island bekam.
Die Intermediate Reifen sind eine weitere große Änderung für Michelin und wurde vorrangig für die Bedingungen entwickelt, die weder ganz nass, noch ganz trocken sind. Das sollte den Fahrern erlauben unter diesen Umständen herauszufahren und die Zeit nicht sinnlos in der Box absitzen zu müssen. Aufgrund ihrer schnellen Abnutzung, haben einige jedoch das Gefühl, dass sie nicht für ein Rennen geeignet sind.
Die Reifenzuteilung für die Saison 2016 wird sich ebenso im Vergleich zu 2015 ändern; die Fahrer werden nun zehn Vorderreifen und zwölf Hinterreifen bekommen. Bei trockenen Bedingungen gibt es drei Basismischungen des weichen, medium und harten Reifens, von denen Michelin zwei für jedes Rennwochenende auswählt. Ein medium Reifen in Katar könnte jedoch eine andere Mischung haben als ein medium Reifen auf einer anderen Strecke.
Nach dem ersten Tag eines Grand-Prix-Wochenendes kann sich ein Fahrer und sein Team sieben Hinter- und Frontslicks ihrer bevorzugten Mischung für das Wochenende. Michelin wird die Intermediate Reifen an jedem Wochenende zusammen mit zwei Mischungen von richtigen Regenreifen mitbringen.
Beim ersten Test 2015, als die Fahrer jedes Herstellers zum ersten Mal mit dem französischen Gummi fuhren, lieferten die Michelin-Reifen mehr Grip am Hinterrad, während das Vorderrad nicht so viel Grip hatte. Dieser Unterschied der Leistung führte dazu, dass der Hinterreifen den Vorderreifen pushte, wodurch viele schnelle Rutscher beim Valencia Test 2015 passierten. Auf der Bremse hatten die Fahrer zudem Probleme, da sie das Gefühl hatten, kein richtiges Feedback zu bekommen und das Vorderrad ohne Vorwarnung wegrutschte.
Dieses fehlende Gefühl zum Vorderrad lag daran, dass die Michelin-Vorderreifen weniger steif waren, was zu einer größeren Deformation des Reifens auf der Bremse führte. Wenn diese Deformation auftauchte, bekamen die Fahrer nicht genügend Feedback und waren dadurch nicht in der Lage das Limit zu spüren – bis es zu spät war.
Viele meinten, ein ruhiger 250ccm Fahrstil, ein höheres Kurventempo und das Aufrichten des Bikes im Kurvenausgang wären der Weg nach vorn. Das ist vielleicht einer der Gründe, warum sich der zweifache 250ccm Weltmeister Jorge Lorenzo (Movistar Yamaha MotoGP) so schnell an die neuen Reifen gewöhnen konnte.
Die Reifen und die Spritbegrenzung sorgten dafür, dass Teams wie Yamaha mit der Balance des Bikes und der Sitzposition herumexperimentiert haben, um das Handling zu verbessern.
Während des ersten Tests 2016 hat Michelin schon deutliche Schritte nach vorn gemacht. Diese Änderung lieferte den Fahrern mehr direktes Vertrauen zur Front, reduzierte die Stürzte und erlaubte den Fahrern noch mehr zu pushen.
Die Werksfahrer bekamen einen neuen Vorderreifen zum Testen in Sepang. Lorenzo und Pedrosa lobten die Verbesserungen, da sie das Gefühl hätten, bei maximaler Schräglage besser unterstützt zu sein. Der Reifen wurde ab dem Phillip Island Test an alle Fahrer ausgegeben.
Obwohl die wechselhaften Wetterbedingungen beim Phillip Island Test die Zeit auf der Strecke beschränkten und für zahlreiche Stürze sorgten, besonders am letzten Tag schätzte Michelin das Event erneut als produktiv ein. Der Regen und das schlechte Wetter erlaubte einigen Fahrern die Intermediate- und die Regen-Reifen auszuprobieren. Valentino Rossi (Movistar Yamaha MotoGP) genoss die Regenreifen und sagte, dass sie bereits auf einem hohen Niveau wären.
Beim letzten offiziellen Vorsaisontest in Katar konzentrierte sich Michelin auf die Vorbereitungen des ersten Rennwochenendes in diesem Jahr, das auf der gleichen Strecke stattfindet. Der französische Reifenhersteller wollte verschiedene Mischungen für das Rennen testen, indem mehrere Fahrer Rennsimulationen damit fuhren.
Es ist klar, dass Michelin ihre medium Mischung für das erste Rennen des Jahres mitbringen wird, die zweite Slick-Option ist allerdings noch unklar. Der weiche Reifen ist auf einer schnellen Runde effektiv, gleichzeitig hält er aber keinen kompletten Run aus, da er schnell abbaut und auf der rechten Seite des Reifens Graining auftritt. Graining ist normalerweise das Ergebnis, wenn ein Reifen zu stark belastet wird, bevor er auf optimaler Temperatur ist, wodurch sich der Gummi verzerrt, obwohl er weiterhin an der Oberfläche des Reifens selbst haftet.
Auf der anderen Seite liefert der harte Reifen genügend Stärke für die ganze Renndistanz. Lorenzo, Andrea Dovizioso (Ducati Team) und Hector Barbera (Avintia Racing) fuhren erfolgreiche Rennsimulationen. Das einzig negative, laut Lorenzo, war, dass durch die Härte der Mischung mehr oder weniger eine halbe Sekunde pro Runde verloren ging. Die Marke aus Clermont Ferrand muss sich vor dem ersten Event 2016 zwischen er Mischung 34 und 36 entscheiden. Aber abgesehen von den Mischungen: Die Rennen sollten so spannend und eng sein wie immer.