
Auf den ersten Blick scheint die 701 tatsächlich eine Kopie der orangen Cousine zu sein. Sieht man sich die Schwedin aber etwas genauer an, kommen die Unterschiede zum Vorschein...
So hat sie zum Beispiel ein etwas weiter entwickelten Rahmen mit einem erweiterten Lenkeinschlag, eine überarbeitete Benzineinspritzung, einen grösseren Benzintank und verschiedene Anpassungen beim Fahrwerk. Ausserdem findet man die bekannte orange Cousine dieses Jahr nicht mehr im Katalog. Damit hisst sich die 701 mit ihrer Leistung von 67 PS bei 7'000 U/Min. an die Spitze der Supermot’-Hitparad.
Bei der Endfertigung sticht die gute Verarbeitung der Kunststoffteile ins Auge und ein paar andere Einzelheiten zeigen, dass die Marke bedacht ist, ein ernsthafter Teilnehmer dieses Marktsegmentes sein will. Ein klarer Beweis dafür, ist der Sitz, der in der Form und dem Material mehr Haftung verspricht. Speziell schätze ich, dass er bis zu den Lufteinlässen hochgezogen ist, was dem Fahrer eine bessere Kontrolle der Maschine erlaubt.
Diese Detailverliebtheit zeigt sich ebenfalls bei den Handgriffen, die einen optimalen Halt bieten. Geschützt werden die Handgriffe von einer Metalabdeckung in welche „701“ eingestanzt ist.
Und dann entdeckt man das fantastische Fahrwerk! Die verschiedenen von WP gelieferten Federteile sind ganz einfach bestechend und versprechen ein Spitzengefühl. An Stelle von Saxess bei der KTM, gesellen sich Akront-Felgen zu den Brembo-Bremsen, welche die entsprechend nötige Bremskraft zur Verfügung stellen, die man sich gewohnt ist. Leider sind die Felgen nicht bemalt, nur beklebt, was bei meinem Testfahrzeug schon nach kurzem Gebrauch abzublättern begann. Schade.
Bei den verbesserungswürdigen Punkten möchte ich ebenfalls das riesige Schutzblech erwähnen. Würde ich dieses Motorrad in meine Garage stellen, es würde sogleich demontiert werden. Das darunter befindliche kleine, viereckige Rücklicht passt überhaupt nicht zum Erscheinungsbild. Man hat den Eindruck, dass es nur da ist, weil es vorgeschrieben ist. Ein kleiner LED-Balken würde meines Erachtens viel besser zu der sonst zierlichen 701 passen.
Beim ersten Kontakt mit dem Sitz werde ich von der Höhe über dem Boden überrascht. Für meine etwas mehr als 180 cm nicht wirklich ein Problem. Die Höhe von 890 mm dürfte für kleinere Fahrer aber ein Hindernis darstellen. Der Komfort ist... einer Supermot’ würdig. Erwarte nicht, dass dein Hintern auf einem Daunenkissen durch die Landschaft geschaukelt wird.
Die Instrumentenanzeige ist minimalistisch, was allerdings nicht überraschend ist und auch nicht stört. Die wichtigsten Angaben werden auf einem kleinen Digitalbildschirm dem SM-Geist folgend angezeigt. Auf der rechten Seite befinden sich drei kleine Anzeigen (Leerlauf, Blinker und Öldruck), während sich auf der linken Seite des Bildschirmes der Knopf für das Abschalten des von Bosch gelieferten ABS befindet.
Abschalten des ABS? Ja, genau hier beginnt die Magie, von welcher ich am Anfang dieses Artikels geschrieben habe. Sogleich ziehen sich meine Mundwinkel in die Höhe. Das Zündschloss befindet sich dort, wo bei einem anderen Motorrad normalerweise das Benzin eingefüllt wird (der 13.5 Liter Tank befindet sich, zwecks einer besseren Gewichtsverteilung, weiter hinten), ein kurzer Druck auf den Anlasser und die Schöne erwacht. Obwohl der Motor schon recht gut klingt, würde ein Akrapovic-Aufsatz die Motorisierung noch aufwerten. Ich habe den hinten angebrachten Tank erwähnt: Was befindet sich also zwischen meinen Beinen? Es ist eine riesige Luftbox, die die Husqvarna atmen lässt!