Die Testfahrt wird auf immer schlechter werdenden Strassen fortgesetzt. Es wird uns empfohlen, die Einstellung der Federung auf COMFORT und den Modus auf REGEN zu wechseln. Tatsächlich spüre ich sofort den Einfluss der Leistungsbegrenzung und die Bereitschaft des MTCs, die Kontrolle zu übernehmen. Den Nutzen dieser Einstellungen merkt man vor allem bei niedrigen Geschwindigkeiten. Massgeblich weniger Schläge dringen zum Fahrer durch, nicht nur das Gesäss sondern auch Arme und Beine werden entlastet.
Unser Weg führt uns durch ein Dorf und auf dem GPS sehe ich, dass nun eine Folge von langgezogenen Kurven kommen. Wenige Manipulationen mit dem linken Daumen ausgeführt, lassen mich die Einstellung der Federung auf SPORT und den Motor auf STREET wechseln. Dank den vier Knöpfen, up-down-OK-return, lässt sich dies an der Instrumentenanzeige – ohne verwirrende Kombinationen – leicht durchführen. Man sieht auf einen Blick, auf welcher Seite man ist. Die Wechsel von einzelnen oder mehreren Parametern können im Stehen oder im Fahren vorgenommen werden. Allerdings sind alle Einstellungen gleichwertig, ich wünschte mir aber, dass z. B. die Griffheizung direkt ansteuerbar wäre.
Die Super Duke GT bevorzugt langgezogene offene Kurven, die man in rasanter Fahrt nehmen kann. Im dritten oder vierten Gang stürzt man sich in die Kurve, versucht möglichst viel Geschwindigkeit mitzunehmen, beschleunigt am Scheitelpunkt so stark wie möglich, setzt den nächst höheren Gang – dank dem Quickshifter ohne Unterbrechung – ein und wiederholt das Ganze immer wieder. Der für das Sporttourer Model entwickelte Quickshifter – auf dem Roadster ist er nicht erhältlich – kann nur beim Raufschalten benutzt werden, zum Runterschalten benötigt man immer noch die Kupplung und den Gangwechsler.
Da er im Innern des Getriebes angebracht wurde ist er von Aussen nicht sichtbar.
Dieser Quickshifter wurde spezifisch für den Strassengebrauch gemacht. Sobald das Zahnrad eingehakt ist, übernimmt das MTC durch das Ride-By-Wire System die Kontrolle und überprüft, ob die vom Gasgriff verursachte Kraft wirklich auf die Strasse gebracht werden kann. Die kleine Verzögerung wird die Puristen stören, aber was nützt es, wenn ein Überschuss an Leistung zur Verfügung steht, die gar nicht auf die Strasse gebracht werden kann?
Auf dem Rückweg zum Hotel über die Autobahn beobachte ich die Reaktion der Federung und den Windeinfluss auf die Karosserie genauer. In der Ebene herrscht ein starker Seitenwind, der es mir unmöglich macht, die seitliche Verschiebung auf den Wind oder auf meine Luftverdrängung, zurückzuführen.
Ich aktiviere den Tempomaten und stelle fest, dass meine Beine geschützter sind als auf dem Roadster. Ich habe mich daran gewöhnt, den Wind zu spüren, sobald ich die Knie nur ein wenig vom Benzintank wegbewege. Beim GT muss ich sie weit herausstrecken um den Druck zu spüren. Die siebenfach, einhändig verstellbare Windschutzscheibe schützt nur bis zum Hals, für meine 1.85 m ist sie zu wenig hoch; mein Kopf ist weiterhin dem Wind ausgesetzt.
Es ist bekannt, dass der Sitz des R-Modells extrem hart ist; ich habe mich in der Zwischenzeit daran gewöhnt. Jetzt überlege ich mir aber ernsthaft, auf einen der GT zu wechseln, da dieser das Gesäss des Fahrers schont. Zusammen mit der Federung auf STREET oder CONFORT eingestellt, können Sie Berge überwinden ohne anhalten zu müssen. Auch die SPORT-Einstellung ist noch besser als jede Einstellung beim Roadster. Eine wichtige, ja nötige Ausstattung für ein Reisemotorrad.
Was ist der Unterschied zwischen den zwei vorgenannten Fahrmodi? Schwierig abschliessend zu urteilen, ich hatte das Gefühl, dass das Motorrad bei CONFORT steril wirkt, dass es insbesondere bei Spurwechseln weniger präzise reagiert. Was diesen Aspekt betrifft, empfehle ich Ihnen, das Motorrad selber auszuprobieren, um sich ein Bild zu machen.
Was mich brennend interessiert ist, welche Elemente der GT auf die R übertragbar sind? Sicher hat die Reisemaschine Trümpfe auszuspielen, sie würde mir für den täglichen Gebrauch sehr gut gefallen. Trotzdem hat das R Modell ein fast schon bestialisches Etwas, das ich nicht missen möchte. Nur schon um den Sportrennern zu zeigen, was mit einem Roadster möglich ist. Für alles andere, werde ich mir die Super Duke GT genauer anschauen.
Die Anpassung der elektronischen Federung ist, was den Komfort und die Sportlichkeit betrifft, ein voller Erfolg. Mit einer Reichweite von fast 300 km, stellt sie jeden Roadster in den Schatten. Der verbesserte Windschutz und der Sitz, den man nicht im zwei Stunden Rhythmus verlassen muss, sind für den täglichen Gebrauch, aber auch auf einer Reise mit montierten Reisekoffern, ein Vorteil.
KTM hat sich nicht getäuscht, als sie sagten, dass der Roadster R eine ausgezeichnete Grundlage für einen Sporttourer wäre. Der Beweis steht vor ihnen.