
Um es gleich klarzustellen: als stolzer Besitzer einer KTM Super Duke R bin ich nicht unbefangen. Ich freute mich enorm, die GT Version testen zu dürfen. Ich wollte wissen, was aus dem besten Motorrad der Welt (welche Bescheidenheit) mit wenigen zusätzlichen Entwicklungen, erreicht werden kann. Die verbesserten Punkte sind gewichtig: Berücksichtigung der Schräglage in der Elektronik, halbaktive Federung, Quickshifter, usw. Die Elektronik übernimmt die Kontrolle über das Motorrad, was ihnen erlaubt, fitter an ein weit entferntes Ziel zu gelangen.
Seit der Vorstellung des Roadsters, auch „das Biest“ genannt, da das Verhältnis Gewicht - Leistung nahezu 1:1 ist, waren die Ingenieure von KTM damit beschäftigt, das Verhalten des Motors einem Sport-Tourer anzupassen, ohne dem Namen Super Duke zu schaden. Der LC8 mit 1301 cm3 in einem zweizylindrigen 75° V-Motor verspricht 173 PS und 144 Nm Spitzenwert. Im Vergleich zum Roadster sind dies 7 PS weniger aber bei gleicher Anzahl Nm, allerdings stehen diese etwas später zur Verfügung.
Die Hauptarbeit bestand darin, die Drehmomentskurve bei tiefen Drehzahlen zu erhöhen, damit das Verhalten etwas weniger brutal wirkt. Dank den neuen Zylinderköpfen, die mit zwei unabhängig funktionierenden Zündkerzen ausgestattet sind, mit einer überarbeiteten Zündzeitpunktsteuerung der Ventile und einer Anpassung der Motorkartographie, stehen fast 80% des Drehmoments bei nur 3'250 U/min zur Verfügung. Damit mehr Effizienz bei der Verbrennung gewährleistet ist, werden die Kolben geschmiedet. Da diese solider sind, kann das Materialvolumen gesenkt werden damit weniger Masse bewegt werden muss. Der neue Auspuff spielt dabei auch eine Rolle. Die neuen Euro4-Normen werden natürlich eingehalten und helfen, mit dem aktiven Ventilsystem, die Drehmomentskurve nach unten zu bringen.
Die Kontrolle der Einspritzventile geschieht, wie bei anderen Motorrädern, mit einem Ride-by-Wire System das, im Vergleich zur Super Duke R, verbessert wurde. Die drei Vorwahleinstellungen wurden übernommen. Der Modus STREET ist polyvalenter, die Elektronik ist immer bereit Korrekturen vorzunehmen, wobei man jederzeit die 173 PS ausnutzen kann. Bei RAIN wird die Leistung auf 100 PS begrenzt und die Elektronik überwacht speziell die Veränderung der Antriebskraft. Schliesslich lässt man bei SPORT die ganze Kavallerie der LC8 frei laufen und alle elektronischen Korrekturen greifen nur im äusserten Notfall in die Geschicke des Fahrers ein. Für die richtigen Könner ist es möglich die MTC Antriebskontrolle komplett zu desaktivieren.
Das Herz dieser Sport Touring Maschine ist das MTC-System. Daneben hat es ein C-ABS genanntes System, das die Blockierung eines Rades beim Bremsen verhindert. Es funktioniert als kombiniertes Bremssystem, das die Bremskraft gemäss der Fahrsituation auf beide Räder verteilt, egal ob die Vorderrad- oder Hinterradbremse gebraucht wird. Es kann auch desaktiviert werden oder man wählt den Modus SUPERMOTO, mit dem nur das Hinterrad blockiert werden kann. Aber Vorsicht: bei 228 kg Fahrgewicht sollten sie nicht wie bei einer Supermoto, das nur etwa die Hälfte wiegt, um die Kurven rutschen.
Das MTC und das C-ABS werden von einem dritten System, dem MSC (für Motorcycle Stability Control) überwacht, das in Zusammenarbeit mit Bosch entwickelt wurde. Bereits in anderen Modellen der KTM Adventure-Serie eingebaut, verarbeitet der Rechner die Angaben einer allfälligen Schräglage, um anschliessend die beiden anderen Hilfssysteme der Lage anzupassen. Einfach erklärt, sollte ich auch bei Schräglagen Bremsen und Beschleunigen können, ohne dass ich in den Strassengraben rutsche. Vielleicht ist es doch keine gute Idee, mich dieses Motorrad ausprobieren zu lassen!
Die Ausrüstung dieser GT wird mit einem serienmässig eingebauten Tempomaten vollendet. Der Knopf ist neben dem Gasgriff angebracht. Optional erhält man eine Berganfahrhilfe (HHC), die das Motorrad, nachdem man die Bremse losgelassen hat, während fünf Sekunden still hält. Eine andere Option, die Motor Slip Regulation (MSR) bewirkt das Gegenteil des MTCs: es reguliert das Gas geben und passt die Rotationsgeschwindigkeit des Hinterrades an, falls dieses bei brüskem Zurückschalten blockieren sollte.
Eine wichtige Änderung bei der Super Duke GT betrifft das Fahrwerk. Wie bei der 1290 Super Adventure wurden eine halbaktive WP Federgabel und Stossdämpfer eingebaut. Der Stossdämpfer wird, wie bei vielen anderen Modellen anderer Marken, konstant von einer Federungskontrolleinheit überwacht.