Die Öhlins-Federungen sind von den Ducati-Mechanikern bis ins kleinste Detail eingestellt worden. Die sich folgenden kleinen Unebenheiten, die von den Autos auf der Rennstrecke hinterlassen worden sind, werden ohne Mühe, sogar bei Vollgas und in Schräglage, aufgefangen. Die Hypermotard lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und leistet eine konstante Kraftversorgung. Für meinen Geschmack ist das Vorderteil etwas zu leicht geraten, ununterbrochen versucht das Vorderrad auszubrechen, was ein unangenehmes Abdriften heraufbeschwört. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als Gas wegzunehmen, um die Kontrolle zurückzugewinnen. Bei Geschwindigkeiten über 130 km/h, muss man sich an den Lenker klammern, was einmal auf den fehlenden Windschutz, aber auch auf die nervöse Reaktion des Vorderrades auf die zögerlichen Gasimpulse, zurückzuführen ist. Ich Frage mich ob ein Lenkungsdämpfer etwas bringen würde? Auf jeden Fall wäre dies ein Diskussionsthema für zukünftige Verbesserungen.
Mit der Zeit beginne ich mich an das Motorrad zu gewöhnen. Da sie vorne leicht ist, muss man eingangs Kurve mit voller Kraft bremsen, warten bis man den Scheitelpunkt erreicht hat, um anschliessend den Gasgriff wieder zu lösen. Die Antriebskontrolle übernimmt den Rest. Die Höhe des Motorrades verunmöglicht die Knie näher an den Boden zu bringen; meine Oberschenkel sind leider nicht so lange, wie diejenigen des Redaktionschefs. Meine Devise, die Sicherheit kommt zuerst. Dabei konzentriere ich mich auf die Streckenführung und auf das maximale Verschieben meiner Hüften in den Kurven. Mit etwas Erfahrung als Motorradfahrer sollte man die Hypermotard nach wenigen Runden zähmen können. Schon bald habe ich Spass am ausgezeichneten Fahrgestell und der schieren Kraft des Zweizylinders. Ist dieses Motorrad für die Fahrschule geeignet? Nein, sicher nicht. Die SP ist eines jener extremen Räder, die man unterwerfen muss, damit sie einem aus der Hand fressen.
Es ist kein Zufall, dass ich im Titel dieses Berichts schrieb „nur für Erwachsene“. Mit ausgeprägtem Charakter und sehr ausdrucksstark, zu Fehlern verleitend, gehört die Hypermotard 939 SP in die Hände eines guten Motorradfahrers, der ihre Trümpfe zu schätzen weiss. Willst Du spielen? Na gut, aber Du bestimmst wo’s langgeht!
Mit diesen zusätzlichen Zeilen möchte ich mich in aller Form bei Ducati bedanken. Nach einem Ausflug ins Kiesbett stellten Sie mir eine andere 939 SP zur Verfügung, damit ich noch eine Runde für die Videosequenz drehen konnte.... Übermotiviert und müde nach einem Rennmorgen im Regen verlor ich in einer lagen Linkskurve auf schändliche Weise die Kontrolle übers Vorderrad. „Nicht weiter schlimm“, sagte man mir, „das kann passieren“.
Die Hypermotard 939 SP ist eine Mischung aus verschiedenen Motorradarten. Man kann sie mögen, weil sie sich wie eine Supermoto handhabt, für die Leistung ähnlich eines Roadsters oder für das umwerfende, atypische Aussehen..., aber schlussendlich ist es wahrscheinlich der Spass, den man mit dieser Maschine haben kann, der ausschlaggebend ist.
Man wünscht sich nichts anderes als mit einem solchen Motorrad am Morgen im verhexten Stadtverkehr ruhig zur Arbeit zu fahren, um am Abend nach dem Tagwerk auf kurvenreichen Strassen nach Hause zu brausen und sich den Stress des Tages von der Seele zu fahren.
Kann ohne Zurückhaltung konsumiert werden!