
Seit 2012 steht der Name X10, neben der dreiräderigen Mp3-Reihe, für die gehobenen Modelle von Piaggio. Es handelt sich dabei um ein richtiges Zweirad, das bei beachtlicher Grösse offensichtlich auf Komfort setzt. Er ist tief, lang und breit und vor Allem ist er hübsch anzusehen. Viele kleine Details stechen ins Auge.
Als Beispiel erwähnen wir den grossen schokoladebraunen Sitz, die in gebürstetem Alu gehaltene Instrumentenkonsole, die gut integrierten und versenkten Knöpfe, die beiden Ablagefächer, ebenfalls im gleichen Braun wie der Sitz und die kleinen Fächer in der Mittelkonsole. In der letzteren befindet sich eine kleine Werkzeugtasche, ein Stecker für den Zigarettenanzünder und der Hebel für das öffnen des Tankdeckels und des Sitzes. Da die Ablagefächer nicht verschließbar sind, sollte man sein Smartphone, seinen MP3 oder jeden anderen Apparat, der an einem USB-Stecker im Ablagefach linkerhand geladen werden kann, nicht vergessen.
Ein allfälliger Passagier findet im hinteren Teil gut integrierte, über dem Rücklicht/Blinker platzierte, Handgriffe. Da die Fußrasten in der langgezogenen Bodenplatte integriert sind, wird die harmonische Linie nicht verunstaltet. Das leicht schnabelförmige Frontlicht gibt dem Piaggio einen sehr modischen Anblick.
Trotz den 224 kg Leergewicht bringt man den X10 ohne Kraftaufwand auf den Zentralständer. Ihn wieder davon runterzubringen ist etwas schwieriger. Als Alternative bietet sich der Seitenständer mit integrierter Parkbremse an. Falls der Integralhelm im hinteren Teil und seitwärts platziert wird, bietet die Ablagefläche unter dem Sitz genügend Stauraum. Ausserdem empfehlen wir den Kauf einer Schutzhülle, damit ihr Helm nicht beschädigt wird. Die Platzierung des Motors „frisst“ einen Teil des Stauplatzes. Somit findet nur noch ein Jet-Helm oder einige kleinere Dinge darin Platz.
Der große Piaggio Einzylinder ist ein bewährtes, ansprechendes, aber durstiges, Aggregat. In der exklusiv verfügbaren Executive Ausführung ist der X10 mit dem ASR System (dem Piaggio hauseigene Schleuderschutz) und ABS Bremsunterstützung ausgerüstet. Das Highlight dieses GT Rollers ist hingegen die bisher in dieser Kategorie noch nicht gesehene, vom Cockpit regelbare Federung. Die Federung des Hinterrades kann mittels Knopfdruck härter oder weicher eingestellt werden. Damit gewinnt man an Komfort und Präzision.
Das Startgeräusch des X10 Einzylinders ist eher zahm. Der große nicht sehr grazile Auspuff (eine verbesserte Version kommt in 2016) hustet wie beim kleineren 125iger, hingegen genießt man die Geräuscharmut im Leerlauf. Auf den ersten Metern bei geringer Geschwindigkeit und unter 3000 U/Min macht sich das Alter der Motorkonzeption bemerkbar. Bis der mittlere Drehtzahlbereich erreicht ist, vibriert der Lenker und die Sitzbank merklich.
Die kurze „Zitterpartie“ ist schnell vergessen, sobald der X10 auf dem Asphalt dahingleitet. Die 41 angegebenen Pferdestärken erlauben jederzeit sich aus dem normalen Verkehrsfluss herauszuhalten. Es empfiehlt sich eher den Tacho als den Rückspiegel zu überwachen. Trotz der Breite schlängelt sich der X10 durch die Autokolonnen. Eine gewisse Vorsicht bei engen Passagen ist aber angebracht.
Die Grösse ist kein Problem, sofern beim Parkieren und Manövrieren die toten Winkel berücksichtigt werden. Die 175cm des Schreibenden erlaubten beim Anhalten ohne Probleme beide Füße auf den Boden zu bringen und sich weit hinten auf dem komfortablen Sitz dieses Luxusfahrzeuges zu platzieren. Mit beiden Füssen auf der Bodenplatte des Fahrzeuges profitiert man von den zwei diskreten Windschutzabweisern. Beim zügigen Gleiten erlaubt der X10 aber auch die Beine auszustrecken und die Füsse auf den Seitenschürzen abzustützen und dies ohne Kompromisse bei der Handlich- oder der Wendigkeit einzugehen.
Das Wenden schafft man auf einem Taschentuch, die Bremsleistung ist ausge-zeichnet, sofern man kräftig zugreift. Das Durchqueren eines Stadtgebietes ist bei diesem Fahrzeug ein Vergnügen.