Sobald man den Horizont in der Ferne sieht, ist die BMW in ihrem Element. Die Gänge lassen sich dank dem Quickshifter ohne Unterbrechung einlegen und dies nicht nur beim Raufschalten, nein, es funktioniert ebenfalls beim Runterschalten! Ich kann nur meinen Hut vor den Entwicklern von BMW ziehen, die zu diesem Preis eine solche Ausrüstung (Option) anbieten können.
Die natürliche Sitzposition erleichtert das Steuern in weiten und engen Kurven, ohne übermässigen Druck auf den Handgelenken zu erzeugen. Mit den wählbaren ESA-Stossdämpfern, mit der mein Versuchsfahrzeug ausgerüstet war, wird das Lenken zu einem Kinderspiel.
Die Beschleunigung der S1000XR führt zu einem schnellen, ja sehr schnellen Fahren. Beim Blick auf die Anzeigen hat man Zweifel an der Richtigkeit der Angaben. Glücklicherweise sind die Spezialisten von BMW Meister im Bau von Bremsen.
Der deutsche Motorenhersteller ist in der Vergangenheit selten auf den modischen Wellen geritten, wie zum Beispiel bei den Kraftexzessen der Prototypen der MotoGPs. Bei den Bremsen wurden aber nie irgendwelche Kompromisse eingegangen. Sie bieten bei jeder Gelegenheit die gewohnte Bremskraft und die entsprechende Rückmeldung an den Fahrer. Außerdem geben sie auch bei einer rasanten und langen Passabfahrt niemals nach und bringen auch nach längerer Beanspruchung immer noch die volle Leistung. Falls nötig gibt es ja auch noch ein ABS, das sich den Strassenbedingungen anpasst.
Der Fahrkomfort erreicht nicht den Königsstandard der GS, die XR wird den Fahrer aber ohne bleibenden Schaden an ihrem Allerwertesten bis zur nächsten Tankstelle bringen. Der Sitz ist in der Mitte breit und gut gepolstert, vorne aber nicht zu breit, damit die Beine nicht zu stark gespreizt werden müssen, was auch erlaubt die Füsse auf natürliche Weise auf den Boden zu stellen.
Die Anzeigen sind übersichtlich, alle Informationen sind gut abzulesen und können mit Leichtigkeit über die verschiedenen Knöpfe an den Handgriffen angewählt werden. Ein 12V Stecker steht für den Anschluss eines GPS oder für das Laden des Handys zur Verfügung. Der Windschutz kann während der Fahrt zweistufig eingestellt werden, für mich ist die tiefere Stellung ausreichend um mich vor Fahrtwind zu schützen und eine freie Sicht über den oberen Rand zu haben.
Die Vibrationen des Motors, die sich bei ungefähr 5500 U/Min auf die Fußrasten übertragen und bis zum Lenker spürbar sind, sind eher unangenehm; dies kann bei längeren Fahrten mit tiefer- oder höhertourigem Fahren umgangen werden.
Der Motor entwickelt im höchsten Gang auch unter 3000 U/Min noch genügend Kraft um anzufahren. Der Nachbrenner setzt bei ungefähr 7000 U/Min ein, dabei fühlt man sich in eine andere Galaxie katapultiert, man wähnt sich in Star Wars beim Eintritt des Millenium Falkens in den Hyper-Raum. Für diejenigen, die noch nie eine Vierzylinder-Maschine der S-Reihe von BMW ausprobiert haben, empfehle ich dringendst dies nachzuholen. Das Erlebnis wägt jede Achterbahnfahrt auf. Sie werden von einem „Vorher – Nachher“ Erlebnis schwärmen.
Die S1000XR bietet unter dem Sitz keine Ablage. Da es sich um eine Strassenmaschine handelt, ist sie mit den nötigen Vorrichtungen zum Anbringen von Top Case und/oder Seitentaschen ausgerüstet, die selbstverständlich im Katalog der blauweissen Marke zu finden sind.
Mit der S1000XR spielt BMW in der Liga der Strassen Maxi-Trails, die sich ausschliesslich auf geteerten Strassen bewegen werden, ob es sich dabei um gerade oder kurvenreiche Abschnitte handelt, ist egal. Der Preis von CHF 16'250 ist zwar 2'000 über der S1000R, aber immer noch 2'000 unter dem Preis einer Multistrada.
Was bleibt von der S1000XR in Erinnerung? Die ausgezeichnete Stassenhaltung, eine sehr gute Grundausrüstung mit Spitzenelektronik, ein unglaublicher Motor, über jeden Zweifel erhabene Bremsen und ein präzises, steifes Fahrgestell. Negativ aufgefallen sind mir die Vibrationen im mittleren Drehzahlbereich und die etwas billige Verarbeitung der Plastikteile.