
Der Ursprung dieses Motorradtyps geht auf die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück, als die Motorradfahrer die Freiheit an ihren Lenkern suchten. Auf einfachsten Maschinen mit hohen Lenkern und ausgeprägten Geländeprofilreifen, sah man die Fahrer auf kurvenreichen Landstrassen, noch oft nicht geteerten Passstrassen und – als es noch erlaubt war – am Strand. Mit der Zeit wurden die Scrambler von den Trails, welche komfortabler auf der Strasse und im Gelände leichter zu handhaben sind, verdrängt und verschwanden anschliessend total von der Bildfläche.
BMW fügt nach dem Roadster mit dem Scrambler ein zweites Model in die R NineT Linie, die auf historischen Fahrzeugen basiert, bei. Bei ihrer erstmaligen Vorstellung anlässlich der Mailänder EICMA im November 2015 wurde schnell klar, dass es sich um einen Roadster handelt, der mit verschiedenen Neuerungen aufwartet. Gewisse nur stilistischer, andere eher technischer Art.
Da BMW und die anvisierte Kundschaft grossen Wert an spezifische Anpassungen legt, wurden die Wahlmöglichkeiten beibehalten, ja sogar erhöht. Es sind genau diese Optionen, die aus der NintT weltweit ein beliebtes Objekt für Projekte aller Art gemacht hat. So kann der Sitzbereich des Rahmens, ohne die Struktur des Motorrades nachteilig zu beeinflussen, mit wenigen Handgriffen zu einem Einsitzer umgebaut werden.
Das urbane und vornehme Erscheinungsbild des Roadsters, der nur schwarz metallisiert angeboten wird, wurde bei der Scrambler mit einem eher ländlichen Stil – mattes Anthrazit - ersetzt. Der bräunliche Sitz passt ausgezeichnet zum Geist der neuen Scrambler. Um Kosten zu sparen, wählte man eine gut passende, konventionelle Federgabel in Schwarz und Chrom mit Gummiaufsätzen, im Gegensatz zur vergoldeten „Upside-Down“-Gabel des Roadsters. Anstelle von Alu hat man den Tank aus Stahl gefertigt und der runde Doppelinstrumentenanzeiger machte einem einzigen, analogen Anzeiger Platz. Der Tourenzähler und die Ganganzeige blieben dabei auf der Strecke.
Die neue BMW wird Original mit fünfarmigen gusseisernen Felgen ausgeliefert. Das sehr einfache Erscheinungsbild wird durch die Einarmschwinge noch zusätzlich zur Geltung gebracht. Bei der Bestellung hat man die Wahl die Felgen mit Geländereifen auszurüsten. Ausserdem gibt es die Möglichkeit Felgen mit anderen Speichen zu wählen. Der hochgesetzte Doppelauspuff ist eine Referenz an historische BMW-Modelle. Die R68 aus dem Jahre 1951 hatte damals gleichaussehende Schalldämpfer, wie diejenigen der neuen Scambler. Ehemalige Besitzer dieses legendären Modelles schwärmen noch heute von dieser speziellen Auspuffanordnung.
Der seit 9 Jahrzenten eingebaute flache Zweizylinder, der den Ruf des bayrischen Motorradproduzenten mitgeprägt hat, darf natürlich bei dieser nachgebauten Stilikone nicht fehlen. Der Motor ist wie bei allen anderen Modellen die Nabelschnur zur BMW-Familie.
Mit der neuen Motorauslegung und einem Aktivkohlefilter beim Einlass, erfüllt der Motor die neuesten Umweltschutznormen. Der Boxermotor mit 1170 cm3 leistet bei 7'750 U/Min 110 PS und gibt bei 6'000 U/Min 116 Nm frei. Die neuen Lärmvorschriften werden mit einer speziellen Lärmklappe, die von einem Servomotor gesteuert wird und einem grösseren Katalysator, eingehalten.
Das typische Geräusch dieser Motorenarchitektur geht glücklicherweise nicht verloren. Das heisere Röhren ist dank dem Akrapovic-Auspuff deutlich spür- und hörbar. Ob im ersten oder im sechsten Gang, der Motor zeigt auch bei tiefen Drehzahlen keine Schwächen. Er antwortet sofort auf jeden Impuls. Die Spannbreite dieses Motors ist einfach aussergewöhnlich. Auch wenn man den Eindruck hat, dass der Drehzahlbegrenzer nächstens einsetzen wird, zieht er immer noch weiter. Der sehr aufmerksame Fahrer spürt ein kleines Verschnaufen des Drehmomentes bei ungefähr 5'500 U/Min, was aber mit einer unglaublichen Aggressivität bei vollem Öffnen des Gasgriffes vergessen geht.