Ich erinnere mich noch gern an den Charakter des Motors der T120 und der Thruxton, die ich anfangs Herbst 2016 gefahren bin. Die bei der Bobber angebrachten Veränderungen sind den Ingenieuren aus Hinkley ausgesprochen gut gelungen. Das Ride by Wire reagiert ausgezeichnet und das zur Verfügung stehende Drehmoment setzt progressiv ein. Nach dem Verlangsamen vor der Kurve, setzt die Kraftentwicklung ohne Rucken bis ungefähr 4'500 U/Min. ein. Bei höheren Drehzahlen wird es hingegen brutaler, viel lebhafter, was sich auch mit Vibrationen der Fussrasten bemerkbar macht. Es macht Spass so zu fahren, wobei das Bobber-Gefühl eher zum Roadster-Gefühl tendiert.
Nach knapp einem Drittel der zurückzulegenden Strecke fühle ich mich in der gewählten Sitzposition sehr gut. Den Sitz hoch und auf der vorderen Raste eingestellt, habe ich den Eindruck, das mein Hinterteil sich gut dem Sitz angepasst hat. Auf der hinteren Position erlebt man das richtige Bobber-Feeling, verliert hingegen an Fahrkomfort.
Das gesamte Federungssystem dieser Bonneville ist fix eingestellt und nicht individuell anpassbar. Triumph nimmt bewusst in Kauf, dass nicht alle damit zufrieden sind. Bei ausführlichen Tests wurde versucht, den optimalen Federungsweg und den besten Widerstand zu finden, damit die meisten potentiellen Kunden zufrieden gestellt werden. Mit 90 mm vorne und 77 mm hinten, scheint mir die Wahl vernünftig zu sein. Ausser bei schneller Druckbelastung, bei der der Stossdämpfer zu wenig schnell nachzieht, ist das Verhalten recht gut und gibt den nötigen Komfort.
Der Grund für die fixe Federung ist recht einfach. Die Bonneville wurde von Beginn als Einsitzer entworfen. Der Unterschied des Gewichts von einem Fahrer zum anderen, dazu aufgeteilt auf das Vorder- und das Hinterrad, hat fast keine Auswirkung auf die Einstellung der Federung und kann dementsprechend vernachlässigt werden. Das bequeme Fahren kann somit für eine grosse Anzahl von Fahrern gewährleistet werden. Übrigens kann ich bestätigen, dass ich mich nach dem Absteigen vom Bobber sehr gut fühlte und ich keinerlei Druckstellen bemerkte. Nach einem ganzen Tag im Sitz, habe ich keinen bleibenden Schaden zu vermerken und konnte die Fahrt vollauf geniessen.
Hingegen passen die Bremsen nicht zu meinem Fahrstil. Um den Bobber ohne den Rhythmus zu unterbrechen, abzubremsen und zum Stillstand zu bringen, musste ich ungewohnt viel mit der Hinterradbremse arbeiten. Bei der Vorderradbremse handelt es sich um das gleiche System wie bei der Bonneville T120: eine einfache Scheibe mit einem Durchmesser von 310 mm und zweifachen Nissin-Bremsbacken. Bis die Bremse aktiviert wird und zugreift, benötigt der Bremshebel relativ viel Weg. Bei aggressiver Fahrt, wozu die Bobber absolut fähig ist, bringt die Vorderradbremse in meinen Augen, ganz einfach zu wenig Leistung. Abhilfe mit dem Einbau einer zweiten Bremsscheibe ist nicht möglich, sonst müsste man die Federgabel auswechseln. Es bleibt nur den Fahrstil anzupassen.
Kurvenreiche Strecken sind nicht die bevorzugten Abschnitte der Bobber, dazu ist das Motorrad zu schwerfällig. Trotzdem lässt sie sich ohne grössere Anstrengung von einer Schräglage in die andere bringen. Dabei leiden unausweichlich die Fussrasten, die dabei über den Boden schleifen. Für die meisten potentiellen Käufer dieser Bonneville dürfte die Bodenfreiheit aber ausreichend sein.
Die schönste Erinnerung an dieses Motorrad, neben dem Fahren auf schönen, fast unbenutzten Strassen, ist das wunderschöne Grollen des Motors und der Auspuffanlage. Ein entschlossenes, hartnäckiges Dröhnen, das manchmal auch zornig herüberkommt, insbesondere beim Annähern an den Drehzahlbegrenzer. Ein Klang den man als Motorradfahrer den ganzen Tag hören möchte. Einen massgeschneiderten Klangteppich für jede Ausfahrt am Lenker des Bobbers.
Diese Triumph richtet sich in erster Linie an eine Kundschaft, die mehr am Objekt als am Fahrspass, interessiert ist. Eigentlich schade, denn sie wissen nicht was sie verpassen, wenn sie das Objekt der Begierde in der Garage stehen lassen.
Diejenigen, welche sie spezifisch Anpassen und sie dann bei jeder Gelegenheit auf die Strasse bringen werden, werden es sicher nicht bereuen. Ob sie es mir glauben oder nicht: diese Bonneville Bobber hat jede Menge Dynamik, die danach schreit umgesetzt zu werden. Ein Versuch bei einer Probefahrt wird es dir beweisen.